Als ich meinem Kunden in seinem Büro gegenübersaß, wusste ich aus unserem vorhergehenden Telefonat, dass er bereits genaue Vorstellungen hatte.
„Wir brauchen einen 6-seitigen Flyer den wir auch unseren Briefen hinzufügen können!“, sagte er.
Aber dann kam die Frage: „Sollten wir den Flyer nun in Zickzack oder mit eingeklappter Außenseite nehmen?
Mir gefällt ja die Zickzack-Variante besser, meine Frau mag lieber die andere Möglichkeit.
Wozu raten Sie uns als Experte?“
Mir war klar, dass er nicht einfach eine schnelle Antwort wollte. Er wollte eine Empfehlung, die zu seinem Vorhaben passt.
Ich lehnte mich vor und sagte:
„Stellen Sie sich vor, Sie sitzen hie mit einer Tasse Kaffee und schauen sich einen Flyer an. Was möchten Sie zuerst sehen? Und was bringt Sie dazu, weiterzulesen?“
Er überlegte kurz, doch ich erklärte direkt weiter:
„Ich habe schon viele Flyer mit zwei Falzungen erstellt – für Arztpraxen, Pflegeheime, kleine und mittlere Unternehmen.
Immer wieder kommt die gleiche Frage nach der Falzart:
Zickzack- oder Wickelfalz?
(Anm.: Mir persönlich gefällt einer der anderen Namen für einen „ im Zickzack gefalzten Werbeflyer“ besser: „Leporello“, weshalb ich Ihn lieber verwende.
Vor einiger Zeit habe ich erklärt, woher der Name stammt.)
„Die Antwort auf Ihre Frage hängt davon ab, wie der Leser die Informationen aufnehmen soll.“
Für Fälle wie diesen habe ich immer Musterflyer im Aktenkoffer.
Leporello (auch: Zickzackfalz, Ziehharmonikafalz o. Akkordeonfalz)
„Schauen Sie, ein Leporello ist abwechselnd nach links und rechts gefalzt, es entsteht eine Ziehharmonika-Optik.
Sie klappen ihn auf und sehen alle Seiten nebeneinander – jede Seite kann für sich allein stehen.
Der Leporello-Flyer eignet sich gut, wenn Sie verschiedene Angebote vorstellen möchten, hier ist ein Beispiel für Pflegeheime:
Inhalte klar unterteilt in Wohnbereiche, Pflegeleistungen oder unterschiedliche Standorte.“
Er nickte und strich über das Papier.
Wickelfalz
Dann zeigte ich ihm ein anderes Muster – gleiches Thema, andere Falzung.
„Ein Wickelfalz funktioniert anders. Er klappt sich wie ein kleines Buch auf. Du führst deinen Leser Schritt für Schritt durch den Inhalt.
Das ist ideal, wenn Sie eine kleine Geschichte erzählen möchten:
Auf der ersten Seite stellen Sie Ihre Einrichtung vor. Dann erklären Sie, was die Einrichtung besonders macht. Danach beschreiben Sie Ihre Leistungen genauer. Am Ende laden Sie dazu ein, Sie kontaktieren.“
Ich zeigte ihm den Aufbau:
„Stell dir vor, außen ist ein großes Bild von einem Pfleger, der einer Bewohnerin die Hand hält, mit Ihrem Logo und einem Satz wie ‚Mit Herz und Fachwissen für Sie da‘. Auf der ersten Innenseite erklären Sie, warum gute Pflege wichtig ist. Dann, auf der nächsten Seite, wie Ihr Team arbeitet. Auf der dritten Seite, welche Leistungen ihr bietet. Und zum Schluss die Kontaktdaten mit Telefonnummer, Website und QR-Code.“
Er blätterte langsam von Seite zu Seite. Ich sah, dass er sich alles genau vorstellte.
Die Falzart ist mehr als schmückendes Beiwerk
„Viele denken, die Wahl der Falzart ist nur eine Geschmacksache“, sagte ich. „Aber aus Marketingsicht ist es weit mehr.
- Beim Wickelfalz können Sie den Leser führen – wie bei einer kleinen Broschüre.
Sie können Vertrauen aufbauen, bevor Sie Ihr Angebot zeigen. - Beim Leporello hat der Leser alle Informationen gleichzeitig vor sich. Er kann sich aussuchen, was ihn interessiert.“
Er sah mich an. „Wir wollen beides: Wir möchten unsere Einrichtung vorstellen, aber auch unsere Leistungen gleichwertig zeigen.“
Ich dachte kurz nach. „Dann könnte ein Wickelfalz besser passen. Sie können Ihre Geschichte erzählen und am Ende die Leistungen aufführen.
So führen Sie den Leser durch Ihren Flyer, ohne ihn mit zu vielen gleichzeitigen Infos zu überfordern.“
Er lächelte. „Ja, das klingt gut. Wir möchten, dass die Menschen zuerst erfahren, wer wir sind und wofür wir stehen, bevor wir unsere Leistungen beschreiben.“
„Genau“, sagte ich. „Und denken Sie daran:
- Auf der Titelseite ein starkes Bild mit einer klaren Botschaft.
- Dann Schritt für Schritt:
- Wer seid ihr?
- Was macht euch besonders?
- Welche Leistungen bietet ihr?
- Und am Ende ein klarer Aufruf: Ruft uns an, schreibt uns, kommt vorbei.“
- Dann Schritt für Schritt:
Damit endete unsere erste Begegnung.
Auf der Heimfahrt dachte ich daran, wie wichtig es ist, auch solche kleinen Entscheidungen wie die Falzart strategisch zu treffen.
Schon die Richtung, in die zweite Falzung des Flyers erfolgt, gibt auch die Richtung vor, wie die Informationen dem Leser präsentiert werden sollen.
Denn gutes Marketing beginnt nicht mit Farben oder Logos, sondern mit der Frage, wie der Empfänger denkt und was er braucht, um zu handeln.
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