Einbruchfalz – warum „bricht“ Papier bei der Falzung

Einbruchfalz – oder ein Blick hinter die Kulissen professioneller Gestaltung und Papierherstellung

Als erfahrener Mediendesigner weiß ich: Ein ansprechendes visuelles Erscheinungsbild ist das Fundament jeder erfolgreichen Kommunikation. Doch mindestens genauso wichtig ist die präzise Umsetzung im Druck und in der Weiterverarbeitung. Immer wieder erlebe ich dabei, wie Fachbegriffe aus der Drucktechnik bei meinen Kunden Fragen aufwerfen – insbesondere dann, wenn es um die Falzung von Printprodukten geht.

Kürzlich rief mich Herr Wagner an, Inhaber einer kleinen Steuerkanzlei, für den ich regelmäßig Imagebroschüren und Infomaterialien gestalte. Er klang etwas verwundert und fragte:
„Herr Zywietz, was meinen Sie eigentlich immer mit Einbruchfalz? Muss ich mir Sorgen machen, dass das Papier bricht oder kaputtgeht?“

Ich musste schmunzeln. Solche Rückfragen zeigen mir immer wieder, wie technisch aufgeladen unsere Fachsprache ist und wie wenig selbstverständlich viele Begriffe für Kunden sind.
Also erklärte ich es ihm – so, wie ich es immer tue: verständlich und mit einem Blick hinter die Kulissen.

„Der Begriff Bruch im Zusammenhang mit Falzungen beschreibt keine Beschädigung, sondern einen kontrollierten Formungsprozess. Beim Falzen wird das Papier gezielt geknickt, sodass eine scharfe, definierte Falzlinie entsteht. Fachleute sprechen hierbei von einem Bruch – daher Bezeichnungen wie z.B. Einbruchfalz, Zweibruchfalz oder Kreuzbruchfalz.“

Ich hörte, wie Herr Wagner leise „Aha…“ murmelte, und wusste, dass er gerade innerlich einen Haken an dieses Thema setzte. Doch ich wollte ihm noch mehr Kontext geben. Denn wer versteht, woher Papier kommt und wie es verarbeitet wird, der versteht auch, warum es beim Falzen bricht.


Von der Rohstoffgewinnung bis zum Falzen – der Weg des Papiers

„Stellen Sie sich vor,“ fuhr ich fort, „Ihr Faltblatt beginnt seine Reise nicht erst in der Druckerei, sondern im Wald.“
Er lachte kurz und ließ mich weitererzählen.

1. Rohstoffgewinnung

Die Grundlage bildet natürlich Holz aus hoffentlich nachhaltiger Forstwirtschaft.
Dieses wird zu Zellstoff verarbeitet – dem zentralen Material der Papierproduktion.

2. Aufbereitung

Der Zellstoff wird gereinigt und mit Wasser vermengt. Es entsteht eine homogene Papiermasse, die gleichmäßig verteilt werden kann.

3. Papierherstellung

In der Papiermaschine wird diese Masse auf ein Sieb aufgetragen, entwässert, geglättet und getrocknet. Dabei verbinden sich die Fasern zu einer stabilen, festen Struktur. Am Ende schneidet man das entstandene Endlos-Papier in standardisierte Bögen oder wickelt es auf Rollen.

„Bis hierhin bleibt die Struktur des Papiers einheitlich und unversehrt“, erläuterte ich ihm. „Doch nun kommt der Teil, der für Sie als Kunden besonders spannend ist.“

4. Bedrucken und Falzen (brechen)

Nachdem das Papier bedruckt wurde, folgt die Falzung in der Weiterverarbeitung. Beim Falzen werden die Fasern an der Falzlinie gezielt geknickt – gebrochen –, sodass sie sich dauerhaft an die neue Form anpassen. Genau genommen ist dieser Bruch irreversibel: Auch wenn Sie das Papier wieder auseinanderfalten, bleiben die Fasern an dieser Stelle geschwächt. Daher rührt der Begriff „Bruch“ im Fachjargon.

5. Bezeichnung der Falzarten

Je nach Anzahl der Brüche entstehen unterschiedliche Falzarten:

  • Einbruchfalz: ein Knick, 4 Seiten, klassisch für kleine Folder.
  • Zweibruchfalz: zwei Knicke, 3 Segmente, 6 Seiten z.B. Wickelfalz oder Zickzackfalz.
  • Kreuzbruchfalz: Falzung in zwei Richtungen, wie bei großen Faltplänen oder Broschüren.
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Warum ist das für mich als Mediendesigner relevant?

Ich erklärte Herrn Wagner, dass ich bei jeder Gestaltung berücksichtigen muss, wo genau die Brüche liegen. Denn vielen Printmedien dienen die Bereiche zwischen diesen Falzungen auch als Seiten, die mit abgegrenzten Inhalt gefüllt werden sollen.

„Deshalb“, sagte ich, „sehen Sie in meinen Druckvorlagen immer exakte Falzmarkierungen. So stellen wir sicher, dass Ihre Inhalte am Ende genauso perfekt wirken, wie wir sie entworfen haben.“


Am Ende des Gesprächs bedankte sich Herr Wagner. Er lachte und meinte:
„Jetzt weiß ich endlich, warum es Einbruchfalz heißt. Ich dachte schon, da bricht etwas zusammen.“

Ich musste ebenfalls lachen. Solche kleinen Aha-Momente sind es, die meinen Beruf so erfüllend machen. Denn hinter jeder noch so nüchternen Fachbezeichnung steckt ein faszinierender Prozess, der Gestaltung, Handwerk und Technik verbindet.

Genau diese Geschichten erzähle ich gerne meinen Kunden – damit sie nicht nur schöne Druckprodukte erhalten, sondern auch verstehen, wie viel Know-how und Präzision dahintersteckt.


Lesen Sie hier:
Welche Falzarten gibt es

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